Geschichte des Hauses Württemberg

Im 11. Jahrhundert lassen sich die Herren von Württemberg erstmals in dem Land nachweisen, das sie dann jahrhundertelang regieren sollten: Konrad von Württemberg ließ sich auf dem Wirtemberg, der sich heute auf der Markung Stuttgart (Rotenberg) befindet, eine Burg errichten, die am 7. Februar 1083 geweiht wurde. Diese Stammburg ist nicht mehr erhalten. Mit zahlreichen Veranstaltungen feierte das Land Baden-Württemberg im Jahr 1983 das 900jährige Jubiläum seines ehemaligen Herrscherhauses.

Seit dem 13. Jahrhundert gelang es den Grafen von Württemberg, ihre Besitzungen zu erweitern. Durch eine Heirat konnten sie selbst linksrheinische Besitzungen an sich ziehen, darunter die große Grafschaft Mömpelgard (Montbéliard) in der Burgundischen Pforte. Trotz mancher Gefährdungen gelang es ihnen, ihren Besitz zusammenzuhalten.
 
Im 15. Jahrhundert jedoch sah es so aus, als ob Württemberg doch seine Bedeutung verlieren würde: Zwei Brüder teilten das Land in zwei Teile mit den Hauptstädten Stuttgart und Urach. Dem bedeutenden Grafen Eberhard im Bart (+1496) ist es zu verdanken, dass diese Teilung Episode blieb: nach 40 Jahren konnte sie rückgängig gemacht werden. Eberhard im Bart, heute noch ein legendärer Landesfürst (nicht zuletzt durch seinen Ausspruch, er könne beruhigt jedem Untertanen sein Haupt in den Schoß legen), sicherte damit den Fortbestand des Landes. Er gehörte im Deutschen Reich zu den angesehensten Fürsten; 1495 erhob ihn Kaiser Maximilian I. zum Herzog.
 
Nach dem Tod Eberhards begann eine unruhige Zeit. Zwei seiner Nachfolger wurden aus der Regierung vertrieben, Bauernaufstände erfassten weite Landstriche, das Land kam vorübergehend unter österreichische Herrschaft. Im Tübinger Vertrag (1514) sicherten sich die Stände ein weitgehendes Mitspracherecht in der Politik des Herzogs. Herzog Ulrich führte in den Jahren 1534 bis 1537 das evangelische Bekenntnis im Lande ein; durch den Einzug des bedeutenden Kirchenbesitzes erweiterte er dabei den Umfang seines Landes erheblich. Seinem Sohn und Nachfolger Herzog Christoph und dessen fähiger Kirchenpolitik ist es zuzuschreiben, dass sich das Land seit der Mitte des 16. Jahrhunderts zu einem der be­deutendsten protestantischen Territorien des Reiches entwickelte.
 
Der Dreißigjährige Krieg traf Württemberg und seine Einwohner nach einer längeren Phase des relativen Wohlstands besonders hart. Fremde Truppen verwüsteten ganze Landstriche, ein Drittel der Bevölkerung fand den Tod. Trotz mancherlei Gefährdungen durch fremde Mächte musste der Herzog keine Territorialverluste hinnehmen. Auch am Ende des 17. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts kamen erneut fremde Truppen ins Land, die erheblichen Schaden anrichteten.
 
Das Barockzeitalter hinterließ auch im Herzogtum seine Spuren: Die Herzöge, welche absolutistisch zu regieren versuchten, ließen die prachtvollen Barockschlösser Stuttgart und Ludwigsburg errichten. Der bekannteste Herzog des 18. Jahrhunderts war zweifelsohne Karl Eugen, eine schillernde Persönlichkeit, noch heute wie schon zu seiner Zeit heftig umstritten. Gibt es auch manche dunklen Seiten seiner Regierung, so hat dieser Fürst doch sein Land noch einmal vergrößert sowie Bildung und Kunst gefördert.
 
Einschneidende Veränderungen brachte die napoleonische Herrschaft zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit sich: Dem Verlust der linksrheinischen Besitzungen folgte die Erhebung des Herzogs Friedrich zum Kurfürsten (1803) und schließlich zum König (1806). Für seine Verluste wurde der König durch Napoleon reich entschädigt, als im Zuge der Mediatisierung und Säkularisierung zahlreiche geistliche Herrschaften und reichsstädtische Gebiete im neuen Königreich aufgingen. Wenige Jahre konnte Friedrich als König in absolutistischer Weise ohne Mitwirkung von Landständen regieren. Sein Nachfolger König Wilhelm I. erließ jedoch schon kurz nach seinem Amtsantritt eine Verfassung (1819), welche diese absolutistische Regierungsweise wieder aufhob.
 
Zudem bemühten sich die württembergischen Könige des 19. Jahrhunderts, die Wirtschaft des Landes zu fördern. König Wilhelm I. setzte sich besonders für eine Verbesserung der Landwirtschaft ein. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entfaltete sich dann auch die Industrie, welche zahlreiche bekannte schwäbische Unternehmerpersönlichkeiten hervorgebracht hat. Aufgrund der vorwiegend mittelständisch bestimmten Wirtschaftsstruktur bildete sich kein umfangreiches Proletariat; Wirtschaftskrisen wirkten sich in Württemberg nicht so stark aus wie in anderen Ländern des Deutschen Reiches. So blieb auch die Revolution von 1848 ohne weitreichenden Einfluss auf das politische System, wiewohl sie zur Liberalisierung des öffentlichen Lebens beitrug.
Nach der Gründung des Deutschen Reiches 1871 verlor König Karl wie die anderen deutschen Regenten seine Souveränität. Wesentliche politische Ressorts, beispielsweise die Militär- und die Außenpolitik, wurden nun zentral von der kaiserlichen Regierung in Berlin bestimmt.
 
Am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts erlebte das Königreich Württemberg eine Phase des bescheidenen Wohlstands. Neben der Landwirtschaft prägte zunehmend die Industrie das “Ländle”; die schwäbischen Tüftler und Erfinder sind sprichwörtlich geworden.
 
Der Erste Weltkrieg unterbrach diese Entwicklung. Im November 1918 musste der außerordentlich beliebte König Wilhelm II. wie alle anderen deutschen Fürsten abdanken. Über 800 Jahre lang hatten die württembergischen Herrscher ihr Land regiert.
 
Zwischen den Weltkriegen bildete Württemberg ein deutsches Reichsland mit einer bürgerlichen Regierung. Nach dem Zweiten Weltkrieg war es kurze Zeit geteilt, bis es 1952 Teil des Bundeslandes Baden-Württemberg wurde. Die Wurzeln der wirtschaftlichen Bedeutung des “Musterländles” liegen nicht zuletzt in der Arbeit der württembergischen Bevölkerung und ihrer Landesherren während der vergangenen Jahrhunderte.
 
Mit dem Tode Wilhelms II. ging die Erbfolge auf die katholische Linie des Hauses Württemberg über. Als Chef des Hauses (1975-2022) wußte sich Herzog Carl einer Tradition verpflichtet, welche durch eine jahrhundertelange enge Verbindung zwischen Volk und Herr­scherhaus geprägt ist.